Corona und Digitalisierung an Schulen
Runder Tisch mit Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann
Auf Initiative der CDU-Kreisvorsitzenden und Landtagskandidatin Katrin Schindele fand am vergangenen Sonntag ein interessanter Austausch mit Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann statt. Am Runden Tisch im Horber „Plastics InnoCentre“ auf dem Kasernengelände saßen neben Schulleitungen aller Schularten auch Schüler- und Elternvertreter sowie Oberbürgermeister Peter Rosenberger und der Vorsitzende der CDU-Gemeinderatsfraktion, Michael Keßler. Götz Peter, geschäftsführender Schulleiter des Horber Sprengels, bat seine Kolleginnen und Kollegen im Vorfeld der Veranstaltung um Statements und Fragen zur aktuellen Situation an den Schulen und moderierte den Austausch mit der Ministerin. Nach der Begrüßung durch Katrin Schindele und OB Rosenberger, der die breit gefächerte Schullandschaft der Flächenstadt Horb hervorhob, stieg Frau Dr. Eisenmann mit dem momentan alles beherrschenden Thema „Corona“ ein und stellte fest, dass nicht die Schulen, sondern private Feiern Treiber des Infektionsgeschehens sind. Derzeit seien 572 von 67.500 Klassen in Quarantäne – ein vergleichsweise niedriger Wert. Es gelte einen zweiten Lockdown unbedingt zu verhindern, sagte Eisenmann.
Beginnend mit dem Thema Lehrerversorgung schloss sich ein lebendiger und sehr
offen geführter Austausch an. Die Schulen seien diesbezüglich nach wie vor
„auf Kante genäht“ und der Pool an Krankheitsstellvertretungsstunden des
Staatlichen Schulamts Rastatt sei schon kurz
nach Schuljahresbeginn ausgeschöpft gewesen, berichteten die Teilnehmer.
Woran liegt’s, wo muss angesetzt werden? Die Ministerin nannte es ein
„Rätsel“, dass manche Regionen bei Junglehrern keinerlei
Interesse weckten. Auffällig sei dies zum Beispiel im Vergleich zwischen
der sehr begehrten Universitätsstadt
Tübingen und der Nachbarstadt Reutlingen, die bei den
Ausschreibungen als Einsatzort wenig bis gar nicht nachgefragt sei.
Die Ministerin bedauerte in diesem Zusammenhang ein „gewisses
geographisches Beharrungsvermögen“ junger Lehrkräfte.
Ein anderer Punkt, der bundesweit Anlass zur Sorge bereitet, ist die
Besetzung von Schulleitungsstellen. Allein im Horber Sprengel,
so Götz Peter, seien momentan drei Stellen vakant, eine bereits seit längerer
Zeit. Frau Dr. Eisenmann verwies auf das Schulleitungsstärkungskonzept der
Landesregierung, das eine höhere Besoldung für Schulleitungen an Grundschulen
und kleineren Schulen vorsieht, die Schaffung zusätzlicher Stellen für die Leitung
großer Schulen beinhaltet und in einem zweiten Schritt mehr
Leitungszeit für Schulleitungen ermöglichen wird. Um das
Interesse von an Führung interessierten Lehrkräften zu
erhöhen, regte sie nach dem Vorbild Bayerns die Einrichtung und den
Besuch entsprechender Module bereits während des Studiums an.

Wie nicht anders zu erwarten, wurde die Diskussion im Themenbereich
„Homeschooling“ und „Präsenzunterricht unter
Pandemiebedingungen“ durchaus emotional geführt. Die
Schülersprecherin der Horber Gemeinschaftsschule, Lena Wieschermann, und
Finley Rausch, ein Schüler der neunten Klasse
der Horber Realschule, berichteten von ihren Erfahrungen
im Homeschooling. Beide sprachen von einem zunächst etwas holprigen Start,
dann habe sich das Ganze jedoch eingespielt und mit Moodle bzw.
Microsoft Teams wurden ordentliche Möglichkeiten des Lernens und der
Interaktion zwischen Lehrkräften und Schülern geschaffen.
Nichtsdestotrotz gebe es noch „Luft nach oben“. Ministerin Eisenmann
verwies auf das Rollout des
datenschutzkonformen Messengerdienstes „Threema Works“ für
Lehrkräfte, der auch Eltern gegen eine geringe einmalige Gebühr zur
Verfügung steht und künftig auch von Schülerinnen und Schülern genutzt werden
kann. Für die Bürokommunikation sei Microsoft 365 mit Teams mit
weitem Abstand der Marktführer. Derzeit laufen Gespräche zwischen dem
Kultusministerium, dem Landesdatenschutzbeauftragten und Microsoft Deutschland.
Die Ministerin hofft hier auf eine zeitnahe datenschutzkonforme
Lösung. Außerdem befänden sich Elemente der
landesweiten digitalen Bildungsplattform momentan in der
Ausschreibung. Mit diesem Projekt soll die Digitalisierung an den Schulen
unterstützt und vorangetrieben werden. Es tut sich also etwas in Sachen
Digitalisierung. Und passend zum Thema fragte Schüler
Finley ganz unerschrocken: „Wann bekommen wir an den Schulen einen
fest angestellten IT’ler?“ Die Antwort der Ministerin erfolgte
prompt: „Das ist schon auf den Weg gebracht“.
Der Nachmittag mit einem gut vorbereiteten und ebenso gut aufgelegten
Gast aus Stuttgart war geprägt von einem sehr angenehmen Austausch und konnte
bei allen Gesprächsteilnehmern als Gewinn verbucht werden.